Transformative Bildung als Herausforderung

Fokusthemen

In den Forschungsarbeiten zum Abschluss des Hochschul-Bildungs-Reports steht das Thema Transformative Herausforderungen im Vordergrund. In den Jahren 2019 bis 2021 wurden diese Herausforderungen den Menschen weltweit und deutlicher denn je durch die Covid-19-Pandemie vor Augen geführt. Dazu gehören die Auswirkungen der verstärkten Vernetzung unserer Welt, die für eine rasante Ausbreitung des Coronavirus in alle Ecken der Erde sorgte, Lieferengpässe durch Ausfälle globaler Lieferketten oder die Offenlegung des Mangels an Digitalisierung, aber auch das Aufzeigen der Chancen darin. Auch davon weitestgehend unabhängige transformative Herausforderungen rückten zunehmend in den Fokus: Naturkatastrophen durch Klimawandel, Veralterung westlicher Gesellschaften durch demografischen Wandel oder weltweite Flüchtlingsbewegungen.

Um diesen Herausforderungen begegnen zu können, benötigen Menschen Kompetenzen, diese Probleme verstehen, Lösungsansätze ermitteln sowie diese innerhalb verschiedener Interessengruppen vermitteln zu können. In unserem Future-Skills-Framework 2021, welches wir im Handlungsfeld Beruflich-akademische Bildung vorstellen, spielen diese transformativen Kompetenzen eine zentrale Rolle. Neben klassischen, technologischen und digitalen Kompetenzen bestätigt eine Umfrage bei deutschen Unternehmen und Behörden die Wichtigkeit dieser Future Skills. Im Handlungsfeld MINT-Bildung greifen wir den Aspekt der technologischen Kompetenzen dieses Future-Skills-Framework heraus. Wir zeigen, dass Deutschland bis 2026 einen zusätzlichen Bedarf an 780.000 Personen mit diesen Kompetenzen decken muss. Auch wenn Hochschulen entsprechende Studiengänge in den vergangenen drei Jahren stark ausgebaut haben, müssen diese Anstrengungen weiter intensiviert werden, um den enormen Bedarf decken zu können.

Neben dem Ausbau von Studiengängen kann der Bedarf über zwei weitere Wege gedeckt werden:  Fort- und Weiterbildung sowie Anwerben ausländischer Fachkräfte. Im Handlungsfeld Quartäre Bildung stellen wir die Notwendigkeit, aber auch die Chancen von Weiterbildungen für deutsche Unternehmen und Behörden heraus. Letztere stehen hier im Fokus, da sie auf der einen Seite unter besonders hohem Modernisierungsdruck stehen, aber auf der anderen Seite beispielsweise im Anwerben geeigneter Fachkräfte einen Wettbewerbsnachteil gegenüber Unternehmen haben. Im Handlungsfeld Internationale Bildung stehen die Folgen der Covid-19-Pandemie für die internationale Studienmobilität im Fokus, welche essenziell für den Verbleib hier ausgebildeter internationaler Fachkräfte ist. Obwohl der Austausch durch die Pandemie temporär eingebrochen ist, bestehen jetzt die Chancen, gerade über Fortschritte in der Digitalisierung die Weichen zu stellen, um diesen Austausch stärker denn je zurückzubringen.

Neben der Digitalisierung ist der ökologische Wandel die Mutter aller Transformationsprozesse: Wir müssen die Grundlagen sichern, die wir für das Leben brauchen. Und daraus wiederum leitet sich eine ganze Kette von Herausforderungen ab.

Volker Meyer-Guckel (Foto: Damian Gorczany)
Foto: Damian Gorczany

Volker Meyer-Guckel

Generalsekretär des Stifterverbandes

Der Grundstein für transformative Kompetenzen, aber auch für Wohlstand und Fortschritt allgemein wird nach wie vor in der schulischen Bildung gelegt. Die Ansprüche an die Lehrerinnen und Lehrer von morgen steigen also, nicht nur fachliche sondern auch überfachliche wie etwa transformative Kompetenzen zu besitzen und auch vermitteln zu können. Für das Handlungsfeld Lehrer-Bildung erhoben wir in einer Umfrage unter Schulabsolventinnen und -absolventen mit Interesse am Lehramt Affinitäten hinsichtlich dieser fachlichen und überfachlichen Kompetenzen und sprechen Empfehlungen aus, wo noch nachgesteuert werden muss.

Damit Schülerinnen und Schüler überhaupt die Chancen bekommen, zukunftsweisende Kompetenzen zu erlangen und selbst für ihren Wohlstand sorgen zu können, müssen für alle Schülerinnen und Schüler gleiche Voraussetzungen über den gesamten Bildungsweg geschaffen werden. Hinsichtlich dieser Chancen für Nichtakademikerkinder im Vergleich zu Akademikerkindern zeigen wir im Handlungsfeld Chancengerechte Bildung einige Verbesserungen seit unserer letzten Erhebung. Allerdings haben Akademikerkinder immer noch erheblich bessere Chancen, eine Hochschule zu besuchen als Nichtakademikerkinder; so stellen Nichtakademikerkinder zwar 71 Prozent der Grundschülerinnen und Grundschüler aber nur 48 Prozent der Studierenden.

 

Der Hochschul-Bildungs-Report 2020 ist eine Initiative von