Methodik und Datengrundlage

Für jeden einzelnen der Indikatoren wurden Zielwerte für das Jahr 2020 formuliert.

Je nach Indikator wurden dabei verschiedene Methoden angewandt:

  • Internationale oder nationale Benchmarks: Hierzu wurden sowohl die besten Werte anderer (EU- oder OECD-) Länder als auch der Wettbewerb unter den Bundesländern als Vergleichsmaßstab herangezogen (zum Beispiel der Anteil an ausländischen Studierenden in den drei besten Bundesländern 2010 wird als Ziel für alle Bundesländer 2020 gesetzt).
  • Fair-Share-Betrachtung: Bei der Fair-Share-Betrachtung wurden Zielniveaus gesetzt, die die Diversität der Bevölkerung bei den Studierenden widerspiegeln sollen (zum Beispiel Frauenanteil in der Bevölkerung soll sich 2020 auch im Frauenanteil der studierenden Bildungsinländer widerspiegeln).
  • Offizielle Zielvorgaben: In Fällen, in denen nationale oder internationale Institutionen (EU, OECD) offizielle Ziele formuliert haben, wird auf sie Bezug genommen (zum Beispiel wird das EU-Ziel Studienabbrecher  für die Studienerfolgsquoten als Ziel übernommen).
  • Trendextrapolation: Für einige Indikatoren konnte in den vergangenen Jahren ein positiver Trend festgestellt werden, der häufig aus Änderungen von Rahmenbedingungen resultiert (zum Beispiel Anstieg der Absolventenzahlen in Weiterbildungsstudiengängen der vergangenen Jahre sollte auf ähnlichem Niveau in den kommenden Jahren gehalten werden).
  • Mehrheitsprämisse: Festlegung des Zielniveaus auf Basis normativer Forderungen (zum Beispiel soll sich mindestens die Hälfte der Studierenden befähigt sehen, im Ausland zu studieren und zu arbeiten).

Um die Entwicklung des Hochschulsystems genau zu erfassen, wird jährlich der Zielerreichungsgrad jedes einzelnen Indikators gemessen. Ausgangswert und damit null Prozent der Zielerreichung ist der Wert des Jahres 2010; der angestrebte Zielwert des Jahres 2020 wird als 100 Prozent definiert. Die Zielerreichung ist nach unten bei -100 gedeckelt. Für diese Ausgabe haben wir die Deckelung von +100 auf +200 für 2016 und 2017 angehoben, um den Datenraum zu öffnen und einer stark positiven Entwicklung Rechnung zu tragen. Rückwirkende Änderungen wurden nicht vorgenommen. Liegen für das aktuelle Jahr noch nicht alle Daten vor, werden für die betreffenden Indikatoren die Vorjahreswerte verwendet, um den übrigen Indikatoren nicht zu viel Gewicht zu geben und die Vergleichbarkeit zwischen den Jahren zu gewährleisten.

Die Indikatoren werden je Handlungsfeld zu Unterindikatoren entsprechend der drei Zieldimensionen – Akademikerbedarf, Diversität und Nachfrageorientierung – gleichgewichtet zusammengefasst. Aus diesen Unterindikatoren werden wiederum Durchschnitte der Handlungsfeldindikatoren gebildet. Eine Gewichtung der Zieldimensionen wird nicht vorgenommen, da diese inhaltlich nicht zu begründen ist. Dargestellt werden die Handlungsfeldindizes in einem Diagramm, das die Zielerreichung wiedergibt. Die Nulllinie ist der Ausgangspunkt 2010 (0 Prozent), die äußerste Linie 100 Prozent Zielerreichung.

Im letzten Schritt werden die Handlungsfeldindizes zu einem Gesamtindex zusammengefasst, der die Gesamtentwicklung des von uns definierten Ausschnitts des Hochschulsystems widerspiegelt. Die Handlungsfelder Chancengerechte Bildung, Internationale Bildung, Beruflich-akademische Bildung und Quartäre Bildung fließen mit jeweils 20 Prozent in den Gesamtindex ein, die Handlungsfelder MINT-Bildung und Lehrer-Bildung jeweils nur mit 10 Prozent, da diese Handlungsfelder
Querschnittsthemen darstellen. Die geringere Gewichtung verhindert eine doppelte Berücksichtigung einzelner Themenkomplexe.

Die Untersuchung der einzelnen Handlungsfelder erfolgt faktenbasiert und analysiert belastbare statistische Kennzahlen. Der Hochschul-Bildungs-Report möchte daher ein Bewusstsein dafür schaffen, in welchen Handlungsfeldern regelmäßigere und aussagekräftigere statistische Daten erhoben werden müssen. In einigen Handlungsfeldern erstaunt, wie dünn die Datengrundlage ist. Beispielsweise sind Analysen bezüglich Studierender bildungsferner Schichten nur schwer durchzuführen, denn wesentliche Informationen werden statistisch nicht erfasst und mussten in einem aufwendigen Rechercheprozess aus verschiedenen Studien unter Berücksichtigung der Notwendigkeit identischer Operationalisierung zusammengestellt werden. Auch die Zeichnung eines genaueren Bildes der in Deutschland studierenden Migranten ist nur unzureichend möglich. Die Studierquote dieser Gruppe wird beispielsweise nur alle drei Jahre veröffentlicht. Diese Daten sind jedoch Voraussetzung dafür, ein aussagekräftiges Monitoring zur Verbesserung der Diversität im deutschen Bildungssystem zu schaffen. Teilweise sind durch einen Rückgang der Rücklaufquoten in den zugrundeliegenden Erhebungen des DZHW auch die Fallzahlen für bestimmte Subgruppen zu gering, um noch Ergebnisse ausweisen zu können. Aus diesem Grund kann die Betreuungszufriedenheit von Bildungsinländern nicht mehr ausgewiesen werden. Im Handlungsfeld Lehrer-Bildung führt dies dazu, dass drei Indikatoren wegfallen: die Beschäftigungsfähigkeit der Lehramtsstudierenden, die Berufs-/Praxisbezogenheit des Studiums von Lehramtsstudierenden und die Zufriedenheit mit der Betreuung von Lehramtsstudierenden. Ähnliches gilt für die Verbleibquote ausländischer Absolventen.

Im Folgenden wird eine Reihe von Indikatoren dargestellt, für die aufgrund mangelnder Datenverfügbarkeit für das Jahr 2015 keine oder nur bedingt eine Aussage getroffen werden kann. Konkret bestehen zur Datenverfügbarkeit folgende Kommentierungen.

Studierquote

Datenquelle: DZHW
Herausforderung: Veränderter Erhebungsrhythmus

Das DZHW befragt studienberechtigte Schüler mit dem Ziel, den Übergang von der Schule in Studium und Berufsausbildung sowie die nachschulischen Bildungs- und Erwerbsverläufe zu erforschen. Die Befragung wurde in den vergangen Jahren im zweijährigen Rhythmus durchgeführt (Studienberechtigte 2002, 2004, 2006, 2008, 2010 und 2012).

Der Rhythmus wurde auf drei Jahre erweitert. Dies hat zur Folge, dass die Studierquote für Schüler aus Nichtakademikerfamilien und Schüler mit Migrationshintergrund voraussichtlich erst 2016 wieder aktualisiert werden kann.

Betrifft folgende Indikatoren:

  • Studierquote bildungsferne Schichten (kein Elternteil Akademiker)
  • Studierquote Migrationshintergrund

Lehramtsstudierende

Datenquelle: Destatis
Herausforderung: Unvollständige Erfassung

Für die offizielle Hochschulstatistik wird der Studiengang Lehramt als Kombination der angestrebten Abschlussprüfungen mit einem oder dem ersten Studienfach erfasst.

Die Erfassung eines bzw. des ersten Studienfaches erschwert die Aussage über die Fächerwahl in den Lehramtsstudiengängen. Teilweise sind alle Lehr-amtsstudierende mit Pädagogik oder Erziehungswissenschaften als erstem Fach eingeschrieben, teilweise mit dem Unterrichtsfach. Die Anzahl der MINT-Studienanfänger im Lehramt ist daher eine Untergrenze; ein Ländervergleich ist nur sehr eingeschränkt – wenn überhaupt – möglich. Für die Auswertung der Lehramtsstudierenden im Fach Informatik wurde das 1., 2. und 3. Studienfach des Studiengangs aufwendig ausgewertet.

Betrifft folgende Indikatoren:

  • Anteil MINT-Studienanfänger Lehramt an allen Lehramtsanfängern

Betreuungszufriedenheit

Datenquelle: DZHW
Herausforderung: Geringe Stichprobengröße

Mit dem Studienqualitätsmonitor (SQM) erhebt das DZHW jährlich bundesweit die Studienqualität und die Studienbedingungen an den deutschen Hochschulen aus Sicht der Studierenden.

Seit 2014 ist die Stichprobe für Bildungsinländer nicht groß genug, um deren Betreuungszufriedenheit auszuwerten. Seit 2016 wird auch nicht mehr gesondert auf Lehramtsstudierende eingegangen. Die Indikatoren Beschäftigungsfähigkeit der Lehramtsstudierenden, die Berufs-/Praxisbezogenheit des Studiums von Lehramtsstudierenden und die Zufriedenheit mit der Betreuung von Lehramtsstudierenden können nicht mehr ausgewiesen werden.

Betrifft folgende Indikatoren:

  • Betreuungszufriedenheit Bildungsinländer
  • Beschäftigungsfähigkeit der Lehramtsstudierenden
  • Berufs-/Praxisbezogenheit des Studiums von Lehramtsstudierenden
  • Zufriedenheit mit der Betreuung von Lehramtsstudierenden

Anzahl der Studiengänge

Datenquelle: HRK, Hochschulkompass
Herausforderung: Freiwillige Datenzulieferung

Der Hochschulkompass der HRK ist nicht in erster Linie ein Instrument zur statistischen Erhebung von Studiengängen, sondern eine Informationsquelle für Studieninteressierte. Die Pflege der Datenbank ist eine freiwillige Selbstverpflichtung der Mitgliedshochschulen der HRK. Die Aussagekraft der Meldungen zu Studiengängen durch den Hochschulkompass hängt wesentlich von der Qualität (Vollständigkeit, Genauigkeit, Einheitlichkeit) der Datenlieferungen der Hochschulen ab. Der Hochschulkompass ist dennoch die derzeit aussagekräftigste Quelle zur Erfassung von Studiengängen.

Betrifft:

  • Internationale Studiengänge an allen Studiengängen
  • Englische Studiengänge an allen Studiengängen
  • Studiengänge mit Doppelabschluss an allen Studiengängen
  • Weiterbildende Master an allen Masterstudiengängen
  • Berufsbegleitende Bachelor an allen Bachelorstudiengängen
  • Berufsbegleitende Master an allen Masterstudiengängen
  • Fernstudiengänge an allen Studiengängen
  • Teilzeitstudiengänge an allen Studiengängen
  • Internationale MIN-Studiengänge an allen MIN-Studiengängen
  • Internationale T-Studiengänge an allen T-Studiengängen

Erfolgsquoten

Datenquelle: Destatis
Herausforderung: Zeitverzögerung

Die Veröffentlichung von Erfolgsquoten erfolgt jährlich, jedoch mit einem Jahr Verzögerung. Dies führt dazu, dass regelmäßig nur Vorvorjahreszahlen zur Verfügung stehen.

Betrifft:

  • Erfolgsquote Bildungsinländer
  • Erfolgsquote Lehramt
  • Erfolgsquote MIN- & T-Studierende

Erasmus

Datenquelle: DAAD, Destatis
Herausforderung: Änderungen der Programmbedingungen

Mit der Einführung von Erasmus+ gelten seit 2014 veränderte Bedingungen: So wurde die Laufzeit der Förderverträge für Hochschulen von 16 auf 24 Monate verlängert und die Mindestlaufzeit von Auslandspraktika von drei auf zwei Monate verkürzt. Die Änderungen führen zu Einmaleffekten, die der Hochschul-Bildungs-Report durch die Verwendung gleitender Durchschnitte abfedert.

Betrifft:

  • Anteil an Studienabsolventen mit Erasmus-Erfahrung an allen Absolventen
  • Anzahl Studierende im Ausland außerhalb Erasmus
  • MIN-Studierende mit Erasmus-Erfahrung an allen MIN-Studierenden
  • T-Studierende mit Erasmus-Erfahrung an allen T-Studierenden

Bildungsausländer

Datenquelle: Destatis
Herausforderung: Fehlende Differenzierung

 
Die deutsche Hochschulstatistik unterscheidet bei Bildungsausländern nicht trennscharf zwischen degree-mobility (Studierende mit der Absicht, einen Abschluss abzulegen) und credit-mobility (ohne Abschlussabsicht). Zusammen mit dem Studienabbruch erklären sich hieraus die hohen Differenzen zwischen dem Anteil der ausländischen Studienanfänger und der ausländischen Absolventen.

MINT

Herausforderung: Umklassifizierung

Die Fächersystematik des Statistischen Bundesamtes wurde zum WS 2015/2016 abgeändert. Der Studienbereich "Informatik", welcher vorher der Fächergruppe "Mathematik/Naturwissenschaften" angehörte, zählt nun zur Fächergruppe "Ingenieurwissenschaften". Des Weiteren gibt es nun unter der Fächergruppe "Ingenieurwissenschaften" den neuen Studienbereich "Materialwissenschaft und Werkstofftechnik". Um die Vergleichbarkeit zu früheren Ausgaben des HBR und zu anderen Publikationen (zum Beispiel DAAD) zu gewährleisten, wird die alte Fächersystematik beibehalten.

Betrifft:

  • Anzahl Studienanfänger MIN
  • Anzahl Studienanfänger T
  • Anzahl Erstabsolventen MIN» Anzahl Erstabsolventen T
  • Anteil ausländischer MIN-Studierender an allen MIN-Studierenden
  • Anteil ausländischer T-Studierender an allen T-Studierenden
  • Anteil weiblicher MIN-Studierender an allen MIN-Studierenden
  • Anteil weiblicher T-Studierender an allen T-Studierenden
  • Anteil MIN-Studierender mit Erasmus-Erfahrung an MIN-Studierenden insgesamt
  • Anteil T-Studierender mit Erasmus-Erfahrung an T-Studierenden insgesamt

Der Hochschul-Bildungs-Report 2020 ist eine Initiative von