Vier Dimensionen einer Hochschulbildung 4.0

In der digitalen Welt bleibt der Lernort Hochschule für Studierende der Ort zur Vermittlung von Fachkulturen. Es finden jedoch verstärkt Kooperationen mit externen Partnern oder anderen Akteuren innerhalb der Hochschulen statt, die das Angebot für vielfältige Studierende und individuelle Bildungswege öffnen. 

Um für die neuen Anforderungen einer Arbeitswelt 4.0 das Studium studierenden- und arbeitsmarktorientiert weiterzuentwickeln, sollten Universitäten und Fachhochschulen vier Veränderungsdimensionen der Lehre und des Lernens in den Blick nehmen:

  • individuelle Dimension
  • räumliche/institutionelle Dimension
  • didaktische Dimension
  • zeitliche Dimension 

Die vier Dimensionen

Die Vielfalt an Kompetenzen, die im Laufe eines Studiums erworben werden sollen, stellt Hochschulen vor eine komplexe Herausforderung. Dazu kommt: Die Diversität an Hochschulen ist insgesamt größer geworden, zum einen durch den höheren Anteil an Migranten, ausländischen Studierenden und Studierenden aus Nichtakademikerfamilien. Zum anderen dadurch, dass Studienanfänger immer jünger werden und gleichzeitig immer mehr ältere Personen studieren, die sich beispielsweise über eine berufliche Ausbildung für das Studium qualifiziert haben oder einige Jahre nach dem ersten Studienabschluss ein zweites Studium absolvieren möchten. Hochschulen müssen dieser Vielfalt mit einem größeren Spektrum an Angeboten Rechnung tragen und dabei zusätzlich jedem einzelnen Studierenden ein Studium ermöglichen, das nicht nur seine individuellen Vorkenntnisse, sondern auch seine individuell angestrebten Ziele berücksichtigt.

Die Kanonisierung fachlicher, berufsorientierter sowie persönlichkeitsbildender Kompetenzen bedeutet keine quantitative Ausweitung von Aufgaben der Hochschulen, sondern eine Akzentverschiebung: Berufsorientierte und persönlichkeitsbildende Kompetenzen sollten in der Auseinandersetzung mit fachlichen Inhalten erworben werden. Insofern geht es weniger um zusätzliche Inhalte als vielmehr um eine neue Didaktik beziehungsweise die Gestaltung von Lehr-Lern-Szenarien, die nicht allein den Stoff im Blick hat.

Der Lernort Hochschule ist (und bleibt) für Studierende der Ort zur Vermittlung von Fachkulturen. Die Hochschule bleibt der zentrale Knotenpunkt, der Zeit und Raum gibt, die Prägung zum Fach herzustellen und die Identifizierung mit methodischem Denken zu unterstützen. Ein Lernort allein kann die Vermittlung dieser vielfältigen Kompetenzen jedoch immer weniger leisten. Auch die Ausbildung in einem Stück wird zukünftig immer weniger die Antwort auf die neuen Herausforderungen sein. Vielmehr entsteht idealerweise durch ein räumliches und zeitliches Strecken der Inhalte, also durch lebenslanges Lernen und eine stärkere Verteilung der Kompetenzvermittlung auf verschiedene Lernorte, ein Lernarrangement, das mit der Arbeitswelt der Zukunft mitwächst: Studierende werden gut auf ihren Eintritt in diese vorbereitet und Arbeitnehmern wird es ermöglicht, ihre Kompetenzen laufend zu erweitern.

Der Hochschul-Bildungs-Report 2020 ist eine Initiative von